Ein Zeichen setzen par Jazz Podium

Ob das Produzententeam Lejazzetal und das Label Frémeaux & Associés mit dieser neuen CD des Gitarristen Angelo Debarre angesichts der mehr als restriktiven Einwanderungspolitik des französischen Präsidenten ein Zeichen setzen wollten? Denn die Aufnahmen sind so neu nicht, sie stammen vom Mai 2002. Vielmehr passt diese CD perfekt in das weltweit zu beobachtende Revival der Musik der Sinti und Roma. Das Birdland veranstaltet mit wachsendem Erfolg jährlich ein Django-Reinhardt-Festival, französische Sinti-und Roma-Musiker sind derzeit in New Orleans und anderen amerikanischen Städten gefragt wie nie zuvor. Und auch hierzulande deutet sich eine zaghafte Renaissance der swingenden Musik à la Grappelli und Reinhardt ab. Der Sinto Angelo Debarre, der 1984 seine erste eigene Band gründete, gilt selbst seinen Landsleuten seit mindestens einem Jahrzehnt als der Lordsiegelbewahrer des Erbes der beiden europäischen Jazzsolisten. Durch Virtuosität und Spielfreude, eine nachtwandlerische Sicherheit bei den häufigen Gratwanderungen zwischen Tradition und Moderne, vor allem jedoch durch originäre Erweiterungen des überkommenen spieltechnischen Spektrums und zahlreiche Eigenkompositionen, hat er inzwischen nicht nur in Frankreich, sondern auch in England, Norwegen und anderen Ländern eine wachsende Fangemeinde. Violinist Chris Garrick, Rhythmusgitarrist Dave Kelbie und Bassist Pete Kubryk-Townsend erweisen sich auf dieser CD einmal mehr als kongeniale Partner.
Par Rainer BRATFISCH – JAZZ PODIUM